Welcher Jahrgang hat Sie besonders gefesselt und wieso?

Franco Massolino: Das Thema der Jahrgänge ist ziemlich komplex. Jeder Jahrgang beschert uns unterschiedliche Eigenschaften, die wir stets bestmöglich herauszuarbeiten versuchen. Manche Jahrgänge sind so besonders, dass sie in die Geschichte der Appellationen unserer Weine eingehen. Einer der Jahrgänge, der mit Sicherheit zu den bedeutendsten der letzten Jahre gehört, ist der 2016er. Wir haben beschlossen, ihn besonders zu würdigen, indem wir unserem bedeutsamsten Wein, dem Vigna Rionda, eine andere Ausstattung gegeben haben, die ihn auf spezielle Art kleidet und die Konsumenten und Weinliebhaber darauf aufmerksam macht, dass es sich hier unserer Meinung nach um einen der vielschichtigsten, reichhaltigsten, vollständigsten, faszinierendsten Jahrgänge handelt, die wir je erzeugt haben. Und ich glaube, dieser Wein wird uns viele Jahre begleiten, denn er wird – das wünschen wir uns zumindest – in die Sammlungen der größten Weinliebhaber weltweit eingehen. 

Die Rebsorte Nebbiolo: keine leichte Sorte! Was macht sie so speziell und wieso tun sich viele Menschen so schwer damit, die Rebsorte zu mögen?

F.M.: Der Nebbiolo ist eine einmalige Rebsorte. In einer Welt, in der vieles immer schneller und in fast jeder Ecke des Planeten verfügbar zu sein scheint, ist es sehr außergewöhnlich, etwas Einmaliges zu besitzen. Und der Nebbiolo repräsentiert tatsächlich die  Einzigartigkeit, er repräsentiert die Fähigkeit, etwas Spezielles zu bieten. Das bedeutet nicht, etwas zu bieten, das für jeden leicht zugänglich ist. Es ist ein Wein mit eigener Komplexität, mit eigenem, sehr entschlossenem Charakter, der sehr viel Aufmerksamkeit und auch Vorbereitung erfordert. Gleichzeitig ist er allerdings auch außergewöhnlich faszinierend und ich glaube, es ist das Glück der Weinerzeuger in diesen Gebieten, dass sie es mit einer Rebsorte zu tun haben, die unmittelbar jede kleinste Veränderung, die der Winzer im Weinberg oder der Kellerei vorgenommen hat, zur Geltung bringen kann, und die ihm damit die Möglichkeit für einen unverwechselbaren Wein bietet, für einen persönlichen Ausdruck, für eine individuelle Interpretation dieses sehr großen Weines - dieser sehr großen Rebsorte – ,die die Grundlage für die wichtigsten Appellationen dieser Regionen ist, für den Barolo und Barbaresco. 

Welchen Stellenwert hat der Moscato D´Asti in Ihrer Kellerei? Ist er gedacht für die breite Masse oder liegt auch diesem Wein Herzblut und Tradition zu Grunde?

F.M.: Der Moscato ist eine Rebsorte, die ebenfalls viel Potenzial besitzt. Wir begannen ihren Anbau, weil Serralunga d’Alba als einzige der 11 Gemeinden des Barolo-Anbaugebietes autorisiert ist, auch den Moscato d’Asti zu erzeugen. Das ist historisch bedingt. Mein Großvater legte die ersten Weinberge an und über viele Jahre verkauften wir die Moscato-Trauben, ohne sie selber zu vinifizieren. Nach dem Abschluss meines Önologie-Studiums begannen wir – teils wegen der Herausforderung, teils aus Spaß und zum Vergnügen – diesen Wein selber zu erzeugen. Und wir stellten fest, dass der Markt auch dieser Rebsorte und diesem Produkte gegenüber aufmerksam war. In Serralunga entstehen aus dem Moscato sehr besondere Weine mit einmaligen Aromen, denn es handelt sich um ein kalkhaltiges Anbaugebiet mit einer im Vergleich zu anderen Gebieten eigenständigen Persönlichkeit. Deshalb halten wir den Moscato für einen sehr wichtigen Wein in unserem Sortiment, auch deshalb, weil er uns ermöglicht, qualitativ hochwertige Produkte in etwas kühleren Zonen zu erzeugen, die eventuell nicht die perfekten Voraussetzungen für den Anbau der anderer Rebsorten wie z.B. Nebbiolo oder Barbera aufweisen.

Wie wichtig ist es Ihnen die betrieblichen Traditionen, welche über die Jahrzehnte entstanden sind, beizubehalten? Welchen Stellenwert nehmen dabei Innovation und Fortschritt ein?

F.M.:  Die Geschichte … Wir halten die Geschichte eines Unternehmens und die Geschichte einer Ursprungsbezeichnung für sehr wichtig. Es gibt nicht sehr viele Weine auf der Welt, die eine Geschichte aufweisen können, die mit der des Barolo und des Barbaresco vergleichbar wäre. Das ist zweifellos  ein entscheidender Faktor. Wir müssen gegenüber den Alten, den vorangegangenen Generationen dankbar dafür sein,  dass sie uns die Möglichkeit gaben, ihre Entscheidungen und ihr Werk fortführen zu dürfen. Nichtsdestotrotz setzt sich, wie in allen Bereichen, die Entwicklung fort, die Techniken verbessern sich und das Qualitätsbewusstsein des Konsumenten hat ein extrem hohes Niveau erreicht, das wir, ehrlich gesagt, so vorher noch nicht feststellen konnten. Wenn man die bestmögliche Qualität erzeugen möchte, muss man deshalb stets aufmerksam für alles bleiben, was um einen herum geschieht. Man muss immer gut vorbereitet sein, sich auf dem Laufenden halten, selber forschen und experimentieren. All das machen wir auf unserem Weingut sehr gerne und auch mit größter Sorgfalt, denn wir sind überzeugt davon, dass sich alles noch verbessern ließe. Und obwohl wir die grundlegende Bedeutung der Vergangenheit anerkennen, sehen wir die Zukunft als eine kontinuierliche Entwicklung und Verbesserung. Das ist nicht einfach und stellt eine dauerhafte Herausforderung dar mit ständigen Investitionen von Ressourcen und Energien, aber es verleiht uns auch regelmäßig große Befriedigung, und auch dank unserem Team, unser Arbeitsgruppe aus vielen motivierten und enthusiastischen jungen Menschen können wir sehr zuversichtlich in die Zukunft blicken und uns darauf verlassen, dass wir in der Lage sind, jedes kleinste Detail unserer Weinerzeugung sehr sorgsam zu verfolgen: vom Anfang auf dem Land, beginnend mit unseren wertvollen Rebzeilen, über unsere Kellerei bis hin zur Vermarktung unserer Erzeugnisse. 

Welches Gericht essen Sie am liebsten zu einem Barolo?

F.M.: Man muss tatsächlich darauf hinweisen, dass der Barolo als Speisenbegleiter entstanden ist. Besonders in seinen jungen Entwicklungsphasen, wenn Tannine und Säure sich noch sehr bemerkbar machen, benötigt er einen Ausgleich in der Verbindung mit Speisen, die ihn in seiner Expressivität ergänzen. Meiner Meinung nach sind sicherlich Gerichte mit Fleisch, mit Wild, gerne mit einem gewissen Fettanteil dabei behilflich, diesen Wein in seiner Jugend bestmöglich zu würdigen. Natürlich runden sich die Tannine mit den Jahren ab und es entstehen sehr, sehr faszinierende Sekundäraromen, die es ermöglichen, ihn als sogenannten „Meditationswein“ vor dem Kamin in Begleitung einer Kleinigkeit zu genießen, so dass all die sehr feinen Aromen dieser herrlichen Rebsorte zur Geltung kommen können. 

Welcher Ihrer Weine ist ihr Liebling und wieso?

F.M.: Natürlich investieren wir unsere ganze Energie und unser ganzes Engagement in alle Weine unseres Sortimentes. Es ist mir unmöglich zu sagen, dass es einen bevorzugten Wein gäbe. Natürlich ist uns bewusst, dass einige unserer Weine ein besonderes Prestige genießen, wie z.B. dieses Produkt, der Barolo Vigna Rionda Riserva, der schon immer an der Spitze unserer Erzeugung stand, dem wir uns in besonderer Weise verbunden fühlen, und auf dessen Möglichkeit der Erzeugung wir sehr, sehr stolz sind. Mit Sicherheit kann ich garantieren, dass jeder einzelne Wein aus unserem Sortiment unsere komplette Aufmerksamkeit, unseren gesamten Enthusiasmus, unsere ganze Leidenschaft in sich birgt, deshalb bleibt es tatsächlich jedem Einzelnen überlassen, den bevorzugten Wein aus unserem Angebot zu wählen.

Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit im Weinbau und umweltfreundliche Bewirtschaftung?

F.M.: Also, zu Recht besteht sehr viel Interesse an diesem Argument. Ich glaube, dass alle Menschen, die das Glück hatten, die Hügel des Piemonts zu besuchen, feststellen konnten, dass in der DNA der piemontesischen Landwirte  eine besondere Aufmerksamkeit, ein sehr großer Respekt für die Weinberge und ihr Anbaugebiet verankert ist. Tatsächlich hat die Chemie in diesen Hügeln nie eine führende Rolle gespielt. Ich erinnere mich nicht, auf diesen Hängen je so einen deutlichen Einsatz von Herbiziden gesehen zu haben, wie ich ihn in anderen Gebieten feststellen konnte. Trotzdem ist die Sensibilität diesbezüglich, wie ich bereits sagte, berechtigterweise in den letzten Jahren sehr gestiegen. Ich meine, sagen zu können, dass der größte Teil der Landwirte in unseren Regionen in dieser Hinsicht sehr viel investiert und forscht. Der simple Anblick dieser Hügel, die bedeckt sind von unglaublich gepflegten Weinreben, alle wie „gekämmt“, alle wie echte Gärten angelegt, ist die einfachste Garantie und der beste Beweis dafür, wie wichtig der Weinberg für die Leute des Piemonts, für die Menschen der Langhe ist. 

Inwiefern merken Sie die klimatischen Veränderungen im Piemont? Ist der Klimawandel Thema und wenn ja, wie reagiert man im Weingut darauf?

F.M.: Der Klimawandel wird sehr deutlich, wenn man die letzten 20 Jahre betrachtet. Es waren klimatische Veränderungen, die uns zu Umstellungen zwangen, zu wesentlichen Änderungen in der Bewirtschaftung unserer Weinberge, um den Pflanzen, unseren Rebstöcken, dabei zu helfen, Stressmomente zu überstehen, denen sie in der Vergangenheit nicht so häufig ausgesetzt waren. Große Trockenheit im Sommer,  Gewitter mit Hagelschauern, die immer häufiger vorkommen, manchmal sintflutartige Regenfälle haben uns dazu genötigt, sehr umfangreich zu forschen, zu experimentieren und auszuprobieren. Wir haben verstanden, dass es notwendig war, einige in der Vergangenheit übliche agronomische Praktiken zu ändern. Das taten wir. Und ich muss sagen, diese Erfahrung hilft uns dabei zu erkennen, dass die Rebe, dass der Weinstock eine außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit besitzt, und in vielen Fällen hat uns diese Pflanze damit überrascht, wie sie praktisch autonom auf plötzlich eintretende Schwierigkeiten reagieren konnte. Es gab Jahrgänge, die wir aufgrund der besonderen Trockenheit als im Ergebnis schwierig eingeschätzt hätten, aber tatsächlich schaffte die Rebe es, manchmal auf wirklich überraschende Weise, ein Gleichgewicht zu finden, das die Erzeugung großer Weine ermöglichte. Das sind Veränderungen, die uns alle trotzdem zu gründlichem Nachdenken bewegen sollten.  Jeder von uns muss auch im Kleinen absolut alles machen, was in seinen Möglichkeiten steht, um diesen Anomalien Einhalt zu gewähren. Natürlich sollten wir optimistisch bleiben, wir sollten weiterhin unser Bestes geben, damit die Dinge sich nicht verschlechtern. Denn es ist offensichtlich: sollte es in dieser Richtung über viele Jahre so weitergehen, dann zeichnet sich mit Sicherheit keine einfache Zukunft für unsere Weinberge und unsere Rebsorten ab.

Schlusswort Franco Massolino:

Ich möchte die Gelegenheit für eine spezielle Danksagung an das ganze Team von WeinGerg, und besonders an Robert Gerg, nutzen, die nun schon seit vielen Jahren unsere Arbeit mittragen und uns „ertragen“. Überzeugt davon, dass wir bald wieder zu einer kompletten Normalität nach dieser langen Zeit der Schließung zurückkehren werden, wünschen wir Euch allen eine wunderbare Verkostung und ganz, ganz viel Glück. Bis bald! Viele Grüße!

Hier könnt ihr euch das Original-Interview nochmal in voller Länge anschauen. 
...mit Original-Ton... auf italienischer Sprache ;)

 

Massolino Winery - Die Weine

Massolino - Barbera d'Alba DOC 2022
Kellerei Massolino, Serralunga d´Alba
Weintyp Rotwein
Region Piemont
Rebsorte 100 % Barbera
Alkohol 14 %
Restzucker   2,33 g/l
Säure 6,81 g/l
   
15,00 EUR
20,00 EUR pro Liter
Massolino - Barbera d'Alba "Gisep" Barbera d‘Alba DOCG 2015
Kellerei Massolino, Serralunga d´Alba
Weintyp Rotwein
Region Piemont
Rebsorte 100% Barbera
Alkohol 14,5 %
Restzucker   0,5 g/l
Säure 6,73 g/l
32,00 EUR
42,67 EUR pro Liter
Massolino - Barolo DOCG 2016
Kellerei: Massolino, Serralunga d´Alba
Weintyp: Rotwein
Region: Piemont
Rebsorte: 100% Nebbiolo
Alkoholgehalt: 14,5 %
Restzucker: 0,93 g/l
Säure: 5,45 g/l
35,00 EUR
46,67 EUR pro Liter
Massolino - Moscato d'Asti di Serralunga DOCG 2020
Kellerei: Massolino, Serralunga d´Alba
Weintyp: Süßwein, Perlwein
Region: Piemont
Rebsorte: 100% Moscato Bianco
Alkohol 5,0 %
Restzucker   146,6 g/l
Säure: 6,82 g/l
12,00 EUR
16,00 EUR pro Liter
Massolino - Chardonnay Langhe DOC 2019
Kellerei Massolino, Serralunga d´Alba
Weintyp Weißwein
Region Piemont
Rebsorte 100 % Chardonnay
Alkohol 13,5 %
Restzucker   1,38 g/l
Säure 6,52 g/l
17,00 EUR
22,67 EUR pro Liter
Massolino- Barolo Vigna Rionda Riserva  DOCG 2014
Kellerei: Massolino, Serralunga d´Alba
Weintyp: Rotwein
Region: Piemont
Rebsorte: 100% Nebbiolo
Alkoholgehalt: 14 %
Restzucker: 0,86 g/l
Säure: 5,69 g/l
Auszeichnungen: Gambero Rosso 2012: 
   
135,00 EUR
180,00 EUR pro Liter
Massolino - Barolo DOCG 2013
Kellerei Massolino, Serralunga d´Alba
Weintyp Rotwein 
Region Piemont
Rebsorte Nebbiolo 100%
Alkohol 14,0 %
Restzucker   0,6 g/l
Säure 5,92 g/l
35,00 EUR
46,67 EUR pro Liter
Massolino - Barolo Vigna Rionda Riserva  DOCG 2009
Kellerei Massolino, Serralunga d´Alba
Weintyp Rotwein
Region Piemont
Rebsorte   Nebbiolo 100%
Alkohol 14 %
135,00 EUR
180,00 EUR pro Liter
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